20. März 2022
DIE EIGENSINNIGE FRAU
Eine Annäherung an ein wandelbares Wesen
Der Ausdruck des Eigenen durch das, in das man sich hüllt, ist keineswegs eine Nebensächlichkeit. Es ist ein Grundbedürfnis, sich zu zeigen; denn nur wer sich zeigt, kann gesehen werden. Dieses Sich-Zeigen kann laut und stark und klar sein. Es kann aber auch leise und subtil und widersprüchlich sein und aussagen: Ich zeige mich, indem ich mich bewusst wenig zeige und dadurch anderen die Möglichkeit gebe, sich in mir zu spiegeln – denn was ich gerade bin oder sein will, definiert sich auch immer durch den anderen. „Der Mensch wird am Du zum Ich“, hat der Philosoph Martin Buber gesagt. Die Begegnung wird zum Spiel, in dem die Fragen „Wer bin ich?“ und „Wer bist du?“ in der Luft schweben und immer wieder neu verhandelt werden.
Insofern ist das, was man trägt, identitätsstiftend.
KLEIDUNG ALS VERSTÄRKERIN
Kleidung kann Dinge verdeutlichen, die sich mit Worten nicht ausdrücken lassen. Oder wie die Designerin Rachel Zoe gesagt hat: „Stil ist ein Weg, zu sagen, wer man ist – ohne sprechen zu müssen.“
„Stil ist etwas, das sich von unserer Seele in die Außenwelt spiegelt – ein Gefühl“, sagte wiederum der israelische Modeschöpfer Alber Elbaz. Stil ist etwas anderes als Mode, denn „in der Mode geht es darum, sich dem Modischen entsprechend zu kleiden. Bei Stil geht es mehr darum, man selbst zu sein“, so der Designer Oscar de la Renta. „Stil kennt kein Alter“, sagte Stilikone Iris Apfel. Und keine Körperform, wollen wir ergänzen.
Kleidung ist ein Kommunikationsmedium für Stil, ein ästhetischer Kanal, eine Verstärkerin. Wenn sie stimmig ist, fühlt sich das Dasein richtig an. Und ein Dasein, das sich richtig anfühlt, strahlt diese Stimmigkeit auch aus. Mit Kleidung kann man auf die Welt einwirken. Und wer will das nicht? Wer will keine Spuren hinterlassen, andere mitprägen und sich dadurch auch selbst weiterkartographieren?
"STIL KENNT KEIN ALTER"
IRIS APFEL
"STIL KENNT AUCH KEINE KÖRPERFORM"
EIGENSINNIG WIEN
Jede:r ist einzigartig.
Diese Einzigartigkeit ist das Ergebnis aus Biografie, Genen, Herkunft, Vorlieben und Abneigungen, Eigenschaften, Interessen und vielem mehr. Kleidung kann all diesen fundamentalen Elementen Ausdruck verleihen, und nicht nur das: Auch Flüchtiges kann sie kommunizieren. Eine Emotion, Stimmung, ein Befinden; etwas Schlummerndes, das aufwachen will.
Auch wenn die Geschlechtsidentität nichts Festgeschriebenes ist und viele unserer Stücke von allen getragen werden können, möchten wir eine behutsame Beschreibung der eigensinnigen Frau und all jenen, die so gelesen werden möchten, versuchen – in dem Wissen, dass der Eigensinn sich nicht festlegen will.
WER IST NUN DIE EIGENSINNIGE FRAU?
Sie ist ein wandelbares Wesen, das Lust hat, zu spielen, sich zu erforschen und immer wieder neu zu entdecken. Sie hat viele Facetten, ist versatil und weiß sich selbst zu überraschen. Vermeintlichen Schwächen gibt sie Raum, indem sie sie annimmt und dadurch transformiert, denn sie weiß:
"THERE IS A CRACK IN EVERYTHING.
THAT'S HOW THE LIGHT GETS IN."
LEONARD COHEN
Sie liebt den Bruch mit Normen und Traditionen und zelebriert, ja kultiviert ihre Stimmungen und Launen.
Die Eigensinnige interessiert sich nicht für Trends und Mode, sondern sieht Kleidung als Medium des innersten Selbstausdrucks, der durchaus widersprüchlich sein kann. Der Eigensinn richtet sich nicht nach Aktualitäten, sondern nach der eigenen Essenz. Insofern ist er immer echt, einzigartig, außergewöhnlich und tiefgründig und niemals nur Manifestation des Zeitgeists, niemals nur Mode.
Die höchste Ästhetik liegt in der stimmigen Zurschaustellung des Eigensinns. Allen ihren Anteilen, ihren inneren Personas kann die Eigensinnige so Raum geben. Wir haben versucht, in diese unterschiedlichen Anteile einzutauchen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Auch wenn sich die Anteile, jeder für sich, portraitieren lassen, so entfaltet sich die eigensinnige Persönlichkeit in ihrem Zusammenspiel.
"DIE EIGENSINNIGE FRAU IST EIN MOSAIK.
IHRE ELEMENTE FLIESSEN INEINANDER, WIRKEN AUFEINANDER UND MANIFESTIEREN SICH IMMER WIEDER ANDERS - JE NACH INNEREM WETTER."
EIGENSINNIG WIEN
Begleiten Sie uns auf der Suche nach dem, was die eigensinnige Frau ausmacht.
I. DIE EDLE
DER WUNSCH NACH UNGEZWUNGENER ELEGANZ
"WIRKLICHE ELEGANZ HEISST, IN RUFWEITE HINTER DER MODE ZU BLEIBEN."
MARIE VON EBNER-ESCHENBACH
„Eleganz ist ungezwungen, Geste einer gehobenen Seele“, findet der französische Schriftsteller Sully Prudhomme. Der elegante Anteil der Eigensinnigen liebt das Edle, Klassische, subtil Luxuriöse, das sich nobel Zurückhaltende und bewährte Etablierte. Er steht für Stärke, Selbstbewusstsein, Geradlinigkeit und bleibt dabei geschmeidig und flexibel. Er sagt auf sanfte Art und Weise, mit dem Ansatz eines Lächelns: Ich weiß, was ich will. Und der in ihm liegende Möglichkeitssinn ergänzt: Wenn ich es nicht bekommen kann, dann suche ich mir – mit erhobenem Haupt – etwas Anderes. In jedem Moment stecken unzählige Möglichkeiten.
Die „Edle“ mag es, wenn Dinge vollendet sind. Deshalb schätzt sie Ensembles, die als Metapher für Abgeschlossenheit verstanden werden können. Sie trägt gerne klassischere Sakkos aus feiner Baumwolle und dazu, je nach Stimmung, elegante Hosen mit geradem oder weitem Bein und Blusen aus weichen Materialien - kombiniert mit einer eleganten Ledertasche, einem raffinierten Seidengürtel und einer aparten Sonnenbrille.
II. DIE MYSTERIÖSE
DER DRANG, SCHATTEN ZU TRANSFORMIEREN
"AUCH DAS GLÜCKLICHSTE LEBEN IST NICHT OHNE EIN GEWISSES MASS AN DUNKELHEIT DENKBAR."
CARL GUSTAV JUNG
Jede:r hat Geheimnisse, welche Färbung auch immer sie haben mögen. Diesem Geheimnisvollen Ausdruck zu verleihen, ist das Anliegen des mysteriösen Anteils der eigensinnigen Frau. Er will sich nicht zeigen und zeigt sich gerade in diesem Unwillen. Er ist wie Musik, die sich zum Crescendo steigert und dessen Poesie sich erst dann offenbart, wenn man sich länger mit ihr auseinandergesetzt hat, sie auf sich wirken hat lassen, sie hunderte Male gehört hat. Er fordert Zeit und Geduld und Mühe, stellt andere auf die Probe und lässt sich nicht einfangen oder erzwingen. Daher ist er unverfügbar im Sinne des Soziologen Hartmut Rosa – und gerade deshalb interessant, anziehend und potenziell Resonanz-erzeugend.
Die „Mysteriöse“ mag es weit und locker, aber freilich nicht nur. Besonders schätzt sie luftige, fließende, weiche Materialien wie Bambus, Seide oder Baumwolle. Luftige, lockere Kleider,weite Haremshosen und ebensolche asymmetrische Blusen – durch diese Stücke wird die Trägerin selbst zum Geheimnis, denn ihre wahren Körperzüge lassen sich so nur erahnen. Verspielte feminine Artefakte wie Hüte oder feine Schals aus Seide oder Kaschmir ergänzen ihren Auftritt.
III. DIE ANDROGYNE
DIE FASZINATION AN DER AUFLÖSUNG VON MÄNNLICH UND WEIBLICH
"THE SOFTEST HARD."
EASTER
Das Spiel mit geschlechtsspezifischen Attributen macht dem androgynen Anteil der Eigensinnigen allergrößte Freude. Er zeigt, dass „Gender“ eine Konstruktion ist und kein Faktum. Eine gewisse Strenge und Kälte sind ihm eigen, die aber nicht pur und rein sind, sondern temperamentvoll. Die androgyne Persona hat Temperatur. Sie zeigt gefühlvolle Kälte. Etwas gemäßigt Radikales und Ansätze von Rebellentum und Kompromisslosigkeit kommen in ihr zum Ausdruck, aber auf eine derart poetische Weise, dass alles Harte so weich wie möglich wird und trotzdem noch hart bleibt, im besten Sinn.
Die „Androgyne“ bevorzugt maskulin anmutende, lockere Bundfaltenhosen oder klassische Hosen mit schmalem Bein. Dazu trägt sie Gilets und Jacken oder Blazer. Diese avantgardistischen Ensembles kombiniert sie mit schlichten, schmal geschnittenenLeinenblusen, die durch subtil verspielte Details wie kleine Knöpfe oder offene Nähte die weibliche Seite sichtbar machen. Weiche Baumwolle, manchmal mit leichter Struktur, findet sie anziehend. Extravagant androgyn wirkt sie in geschlechtsneutralen Jumpsuits aus grob strukturiertem Leinen mit lockerem Bein, tiefem Schritt und feinen asymmetrischen Nähten.
IV. DIE MINIMALISTISCHE
DIE LUST AN DER SUCHE NACH DER ESSENZ
"BESCHRÄNKE ALLES AUF DAS WESENTLICHE, ABER ENTFERNE NICHT DIE POESIE."
LEONARD KOREN
Das japanisches Wabi-Sabi-Konzept verortet wahre Schönheit im Unvollkommenen und Makel. Minimalistisch-poetisch ist auch eine Charaktereigenschaft des minimalistischen Anteils der eigensinnigen Frau. Diese Persona ist eine Suchende, die die Essenz finden will, indem sie alles Überflüssige von ihr trennt. Sie setzt auf Understatement, klare Linien und die gleichzeitig dunkelste und widersprüchlichste aller Farben. Sie hat mehr Freude am Weglassen als am Anhäufen, ganz im Sinne von Antoine de Saint-Exupéry: „Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn man nichts mehr hinzufügen, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann“.
Die „Minimalistische“ mag schlichte, versatil kombinierbare Stücke wie schmal geschnittene Blazer und Jackenmit gerade abschließenden Ärmeln und Hosen mit schmalem, geradem Bein.Schwarze, weiche Baumwolle und dunkelgrau gefärbtes Leinen zählen zu ihren Favoriten in Farbe und Material. Dazu trägt sie hochwertige Lederschuheund Sonnenbrillen aus Edelstahl oder Aluminium – schlicht, funktional und ohne übertriebene Details.
V. DIE ROCKIGE
DER TRIEB NACH DEM WILDEN
"DIE FRAU IST FELD UND WEIDE, ABER SIE IST AUCH SODOM UND GOMORRHA."
SIMONE DE BEAUVOIR
Wild, rockig, laut und energiegeladen ist die rebellische Persona in der Eigensinnigen. Sie lässt sich nichts sagen, sondern gibt vor. Sie liebt das Chaos, die Spontaneität und die Provokation. Sie zelebriert ihre Ungezähmtheit, lebt nach ihren eigenen Vorstellungen und lässt sich nicht von Normen leiten. Ihr Lebensstil ist oft unangepasst und unkonventionell, aber es ist ihr Leben, und das ist ihr bewusst. Oder mit den Worten der Autorin Glennon Doyle: „This life is mine alone. So I have stopped asking people for directions to places they’ve never been.”
Das Lieblingsstück der „Rockigen“ ist die auffällige Lederjacke. Sie mag außerdem extravagante Schnitte, zum Beispiel weite Hosen mit tiefem Schritt oder solche mit integrierten Hosenträgern, die lässig-locker an den Seiten „abhängen“. Auch Pullover mit speziellen, auffälligen Kragen finden sich in ihrer Garderobe. Leichte, schwarze Baumwolle oder grobes Leinen findet sie großartig; Details wie extravagante asymmetrische Reißverschlüsse und Nähte ebenso. Dazu kombiniert die „Rockige“ gerne außergewöhnliche, kontrastreiche Schals mit fransigen Abschlüssen, Designer-Schnürstiefel aus charismatischem Leder mit auffälligen Details und Lederbeanies.
VI. DIE EXTRAVAGANTE
DAS BEGEHREN NACH AUSSCHWEIFUNG
"EXZENTRIK IST DIE VERRÜCKTHEIT DES NORMALEN."
FRITZ P. RINNHOFER
Der extravagante Anteil der eigensinnigen Frau ist der expressivste und exzentrischste. Er fällt auf, überschreitet Grenzen und sehnt sich nach dem Unbekannten, Neuen und Abenteuer. Er spielt gerne – auch mit sich selbst, deshalb kann er auch über sich selbst lachen. Er liebt den Regelbruch und die Abweichung, die Überraschung und das Experiment – und erlebt in der ständigen Transformation, die die größte Konstante für sie darstellt, die größte Euphorie.
Die „Extravagante“ mag weite, lockere Schnitte, die ihr viel Freiheit lassen, wie zum Beispiel Hosen mit tiefem Schritt. Außergewöhnliche Details wie extra-weite Ärmel, auffällige expressive Muster und abstrakte Prints aus transparenten, leichten Stoffen mit ausgefransten Abschlüssen oder auch aus grobem Leinen liegen ihr besonders. Sie schätzt starke Kontraste – im Leben wie in dem, was sie trägt.
Idee / Konzept: Silvia Max | eigensinnig wien
Text: Martha Miklin | textstuecke.at
Model: Malu | Stella Models
Fotografie: Toni Woldrich | eigensinnig wien
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